Über das Richtig und Falsch unserer Entscheidungen

Wir müssen alle ständig Entscheidungen treffen. Für uns, in unserem Job, für die Familie, für unsere Kinder… und das jeden Tag! Und auch da unterscheidet sich jeder von uns. Meine Frau tut sich zum Beispiel sehr schwer mit Entscheidungen. Trägt den Prozess manchmal tagelang mit sich rum und steht sich dadurch auch oft im Weg. Der Gedanke eine falsche Entscheidung zu treffen, macht ihr Angst. Gerade, wenn es um Dinge geht, die sie für uns, also unsere Familie und unsere Kinder festlegen muss. Die Dinge, die wir nur für uns allein definieren, verantworten wir auch irgendwie allein. Alles andere macht uns jedoch angreifbar. Angreifbar dafür, dass man im Nachfeld feststellt, dass dies vielleicht doch der falsche Weg war oder es einen passenderen gegeben hätte. Ich tue mich leichter damit. Mit Sicherheit auch bedingt nur meinen Job. Da müssen schnelle Reaktionswege sichergestellt werden.

Trotzdem muss man einen gemeinsamen Weg finden und Raum lassen für eventuelle Zweifel und Gedanken, oder eben auch für das Vertrauen in den Partner, dass dieser Pfad der Richtige ist. Der Richtige für uns. Mit der Geburt unseres zweiten Sohnes began auch gleichzeitig das Gedankenkarussell um den möglichen Kindergartenbesuch. Wann, wo, wie lange und überhaupt. Wo sieht meine Frau sich nach der Elternzeit im Job? Wie würde sich der Alltag mit Kita und Job gestalten? Aber die wichtigste Frage für uns und vor allem meine Frau: Wann starten wir mit dem Projekt Kita?

Grundsätzlich sind wir für den täglichen Besuch im Kindergarten. Besuch ist jedoch irgendwie nicht das passende Wort, aber so recht fällt mir gerade kein anderes ein. Wir finden es, völlig unabhängig davon, ob eine Frau arbeiten geht oder nicht, einfach wichtig, dass Kinder ein paar Stunden am Tag mit anderen Kindern zusammen sind. Für den sozialen Umgang, für ein anderes Erleben außerhalb des Familienalltags. Und damit die Sache rund ist, bevor ich weitermache: Das kann jeder ganz für sich allein entscheiden. Auch Eltern, die sich gegen einen Kindergartenbesuch für Ihre Kinder entscheiden, haben dafür Ihre Gründe und haben diesen Weg passend für ihre Familie und Familienstruktur gewählt. Es ist also alles möglich.

Zurück aber zu unserer Entscheidung. Meine Frau tat sich sehr schwer mit dem Zeitpunkt. Ist es zu früh? Vielleicht ist er noch nicht so weit? Oder ist sie es, die den Prozess verlangsamen oder gar aufhalten will? Eine sehr wichtige Frage übrigens. Babys sind das wohl zauberhafteste auf der Welt und ewig, am besten ein Leben lang, möchte man den zuckersüßen Babyduft in der Nase behalten. Man erwartet sehnlichst den Moment der ersten Schritte und weiß gleichzeitig, dass damit unser kleines Baby kein Baby mehr ist, sondern mit großen Schritten Richtung Kleinkind tappst. Also wann ist der richtige Zeitpunkt? Wir haben letzten Sommer mit unseren beiden Kindern eine große Reise gemacht und davor gemeinsam entscheiden, dass danach die Eingewöhnung starten soll. Unser Jüngster ist sehr agil und wir haben auch im Urlaub schon gemerkt, dass es ihm gut tun könnte mit anderen Kindern zu spielen und die ersten Kontakte entstehen zu lassen. Ihr kennt vielleicht den Punkt, wo man sich fragt, ob man dem Kind genug bieten kann oder? Damit meine ich nicht im materiellen Sinne oder unsere Liebe und Aufmerksamkeit. Ich meine die Frage, ob er eventuell mehr Spaß mit anderen Kindern hätte. Oder mit anderen zusammen essen möchte. Na klar kann man sagen: Nö wieso. Er kennt es ja nicht anders. Ich finde diese Ansicht aber irgendwie sehr eingeschränkt. Irgendwie ist es so, als würde man immer eine Tür verschlossen halten und sagen, dass er das dahinter ja eh nicht kennt und sie deshalb auch gleich zu bleiben kann. Kann man ja übrigens auf jedes Alter beziehen. Auch wir erweitern unseren Horizont tagtäglich und öffnen neue Türen, um zu schauen, ob uns da was wir dahinter vorfinden, gefällt. Natürlich gibt es auch Menschen, die voller Angst vor solch einer Tür stehen und sie aus Angst verschlossen lassen. Aber über das Thema Angst wissen wir ja alle, dass sich diese im Laufe des Lebens aufbauen und niemand mit Ängsten auf die Welt kommt. Es sind wohl ehr die Instinkte die uns vor Situationen warnen. Und es ist eher so, dass wir die Ängste auf unsere Kinder übertragen. Also warum sollten wir diese Tür verschlossen lassen?

Rückblickend auf das erste halbe Jahr Kindergarten, sagt meine Frau voller Stolz, dass wir es genau richtig entschieden haben. Für uns, aber in erster Linie für unseren Mini. Er ist so glücklich in seiner kleinen Gruppe und wir hatten schon einige Tage, an denen der morgendliche Abschied schon fast vergessen wurde und das Abholen auch gern noch später hätte sein können. Und was gibt es Schöneres, als zu wissen, dass es dem eigenen Kind im Kindergarten gut geht? Er winkt uns freudestrahlend zu, wenn wir ihn morgens in seine Gruppe bringen. Und, wenn wir die Möglichkeit haben mal Mäuschen zu spielen, bestärkt sein Verhalten unsere Entscheidung. Und ja. Entscheidungen sind schwer. Und meist rauben uns DIE Entscheidungen unsere Nächte, in denen es um das Wohl der Familie geht. Aber sie müssen irgendwann getroffen werden. Im besten Fall hilft der Partner bei der Entscheidung. Jedoch müssen auch wir Eltern lernen und mit mutigem, aber wohl überlegtem Entschluss, ein Vorbild für unsere Kinder sein. Denn auch sie müssen Entscheidungen treffen. Für sich selbst und irgendwann vielleicht für ihre eigenen Kinder.

Euer Paul

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