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Unser Weg ins Glück zu viert!

Vor zwei Wochen hatte ich die ehrenvolle Aufgabe den Instagram-Kanal des @elternmagazin für ein ganzes Wochenende zu übernehmen! Ich habe mich bereits lange davor gefragt, über was ich berichten möchte.
Ein Thema, welches mir am Herzen liegt. Und ich entschied, mit dem Rückhalt meiner Frau, über das Thema “Fehlgeburt und Kinderwunsch aus der Sicht eines Vaters” zu berichten. Unsere Geschichte möchte ich Euch auch hier im Blog gern erzählen!

Wenn es nicht glücklich endet!
Mit unserem, jetzt schon, zehn Jahre alten Sohn, haben wir ein glückliches und gesundes Kind und sind sehr dankbar dafür.
Trotzdem bestand auch bei uns der Wunsch nach einem zweiten Kind! Einen Abstand von 4-5 Jahren hatten wir uns gedacht und gewünscht. Bis dahin lief alles super. Meine Frau wurde ruckizucki schwanger und, wie es bei der zweiten Schwangerschaft oft kommt, zeigen sich die ersten Anzeichen oft viel schneller.
Meine Frau kämpfte also schon in der achten Woche damit, ihren Bauch noch nicht so sehr zu zeigen.
Schließlich wollten wir uns doch erst etwas sicherer fühlen und vor allem unserem Sohn erst nach den ersten zwölf Wochen von der Schwangerschaft berichten. Jedoch belehrte uns unser Pfiffikus eines besseren und fragte am Anfang der zwölften Woche: Mama, dein Bauch wird immer dicker! Ist da ein Baby drin? ? Da haben unsere Kinder doch manchmal schon mehr Ahnubg von dem großen Ganzen, als wir ihnen wohl zutrauen. Der Sache ausweichen kam uns nicht in den Kopf und wir waren ja schließlich von mitten in der 12. Woche. Die Freude war groß und alles schien perfekt. Drei Tage später war unser Glück scheinbar verloren. Drei Tage später, ich war gerade auf Dienstreise, rief meine Frau mich nachts an und erzählte mir von Schmerzen im Unterbauch. So, als würde sie Ihre Tage bekommen. Ich hätte mindestens 5 Stunden nach Hause gebraucht. Und so entschieden wir, dass mein Schwager mit ihr ins Krankenhaus fährt. Vor Ort kam es dann zu den ersten leichten Spuren einer Blutung. Das kann ja alles bedeutet, muss es aber nicht. Und die Aussage der Ärztin brachte es ganz rational auf den Punkt: “Noch sehe ich das Herz schlagen. Ich gebe Ihnen Magnesium mit und dann können wir nur abwarten. Fahren sie nach Hause und versuchen sie zu schlafen.” Tatsächlich ist sie vor Erschöpfung irgendwann eingeschlafen. Unser Sohn ist vor lauter Trubel, für den Rest der Nacht, mit in unserem Bett gelandet.
Das Folgende beschreibt meine Frau bis heute so: “Ich bin morgens aufgewacht. Zum Glück vor unserem Sohn. Ich wusste sofort, dass unser Baby nicht mehr da ist. Ich habe mir intuitiv mein T-shirt zwischen die Beine geklemmt und bin ins Bad gerannt!” Alles danach, geschah aus ihrer Sicht, wie in einem Film. Sie rief mich an und ich setzte mich sofort in den ersten Flieger nach Hause. Nach den ersten Tränen funktionierte sie nur noch und machte unseren Sohn fertig für die Kita.
Und erst als er da angekommen war und sie wieder im Auto saß, brachen die Dämme. Der nächste Weg führte direkt zum Frauenarzt. Und da war ich für eine Sache so dankbar. Ihr blieb ein weiterer Besuch im Krankenhaus erspart.
Ich saß derweilen am Flughafen in der Lounge und wartete auf meinen Flieger. Tränenüberströmt und beworfen mit ungläubigen Blicken der anderen Passagiere. Ich hatte genau diesen Moment, um der Sache Luft zu machen. Nur zwei Stunden später musste und wollte ich für meine Frau da sein und zwar so gestärkt, wie es die Situation eben zulässt. Jegliche Emotionen habe ich zurückgestellt, um voll und ganz für sie da zu sein. Am Ende habe auch ich einfach funktioniert. Und dann, dass sagt meine Frau bis heute, habe ich wohl das Beste gemacht, was ich nur hätte tun können in der Situation. Ich bin etwa 12 Uhr in Hamburg gelandet und meine Frau hat mich vom Flughafen abgeholt. Alles andere hätte ihr viel zu lang gedauert. Ich hab sie mir geschnappt und wir sind erstmal was essen gegangen. Es war unser beider Wunsch in diesem Moment. Sie war seit mehr als sechs Stunden auf den Beinen und wir brauchten etwas Zeit, um miteinander zu sein ohne zu reden. Vielleicht versteht der ein oder andere von Euch, was ich meine.
Noch im Restaurant habe ich beschlossen, dass wir wegfahren und ich reichte spontan Urlaub ein und wir flüchteten für eine Woche nach Sylt. Zeit finden, Gedanken schweifen lassen und zu sich kommen. Und vor allem mussten wir es unserem Sohn erklären. Trotz vieler Gespräche untereinander und meiner stets starken Schulter, hat es etwa 1-2 Jahre gedauert, bis wir es so verarbeitet hatten, dass wir einen neuen Versuch in Angriff nehmen konnten.
Meine Frau hat sich auch externe Hilfe gesucht und eine Zeit lang sogar Medikamente genommen. Das hat Ihr, neben unseren Gesprächen, sehr geholfen! Nur ich war irgendwie verloren in dieser Zeit! Na klar hat auch mir das Reden und der Austausch geholfen und ich möchte immer die starke Schulter für meine Frau sein. Jedoch gesellschaftlich wird uns Männern, bei einer Fehlgeburt, kaum Beachtung und Gehör geschenkt.
Eine häufige Situation war das Treffen von Bekannten oder Freunden auf unserem Spaziergang oder im Supermarkt.
Es kam fast ausschließlich folgende Frage an meine Frau: Und? Wie geht es DIR?
Ich stand oft daneben und habe mir gewünscht, dass mich auch mal jemand fragt. Denn eines ist klar: Der Austausch außerhalb der Partnerschaft ist so wichtig für die Verarbeitung. Und mir fehlte dieser Austausch mit Bekannten und Freunden. Es scheint nicht in das gesellschaftliche Bild des Mannes zu passen, dass wir weinen und trauern.
Wir haben doch auch etwas verloren. Und oft verlieren wir auch ein wenig unsere Frau dabei. Denn bei Frauen kommt natürlich noch der körperliche Verlust hinzu und meine Frau hatte auch oft Phasen, in denen sie sich eingeschlossen hat in ihrer kleinen Welt. Etwa zwei Jahre später waren wir bereit für einen neuen Versuch. Ein ganzes Jahr später standen wir vor der Frage, warum es nicht klappt und, wie wir weitermachen. Bleibt es bei einem gesunden Kind, für welches wir sehr dankbar sind. Oder suchen wir uns Hilfe und gehen das Thema ein letztes Mal an.
Wir werden ja schließlich nicht jünger. Unser Weg führte uns zu sämtlichen Ärzten der Stadt. Gespräche mit den Krankenkassen folgten. Und schlussendlich war die Ursache gefunden und wir fest entschlossen, der Kinderwunschklinik eine Chance zu geben. Laut Krankenkasse hatten wir drei Versuche. Alles danach müsste selbst finanziert werden.
Wir haben beschlossen, wenn es mit den drei Versuchen nicht klappt, soll es nicht sein und wir bleiben zu dritt.
Und ab da folgten drei Monate mit wöchentlichen Arztbesuchen, sehr vielen Blutabnahmen und sehr vielen Medikamenten. Für meine Frau. Sie wollte es aber trotzdem. Es gab Tage, da musste sie 2-3 Spritzen ertragen und 4 Tabletten nehmen.
Nach drei Monaten ging es dann los. Der Eisprung wurde mit Medikamenten ausgelöst und meiner Frau wurden unter Vollnarkose alle reifen Eizellen entnommen. In unserem Fall 17 an der Zahl. Und drei Tage später wurde ihr eine befruchtete Eizelle eingesetzt. Dieser Vorgang nennt sich übrigens ICSI. Und ich als Mann, musste in diesem ganzen Prosess kaum etwas tun und auch keine Medikamente nehmen. Auch ein Gefühl, welches nicht das Schönste ist. Leider sind auch dabei fast immer nur die Frauen betroffen. Egal, wer von uns der „Verursacher“ ist. Der Eingriff verlief gut und meine Frau erholte sich so gut es ging davon. Und die Wochen danach verbrachten wir irgendwo zwischen Hoffnung, Angst und Ungewissheit. Dann endlich kam der Tag, an dem wir die positive Nachricht erhielten, dass wir schwanger sind!
Natürlich haben wir uns riesig gefreut und trotzdem hat die Angst eine Schublade im Kopf meiner Frau besetzt. Und meist ist diese irgendwie offen gewesen in der ganzen Zeit. Die nächste Hürde der 12 Wochen mussten wir nun überstehen.
Ich habe ehrlicherweise gedacht, dass sich die Gefühlswelt meiner Frau danach beruhigt, aber dies war nicht der Fall.
Nach einer Fehlgeburt ist die Schwangerschaft danach einfach nicht entspannt. Das war die Realität.
Meine Frau hat alles untersucht, was sie gegessen hat und auf jedes Zwicken genauestens geachtet. Denn oft ist ja nicht bekannt, warum es zu einer Fehlgeburt kam. Und da wollte sie jedes Risiko ausschließen. Das was sie für ein gesundes Kind und eine gesunde Schwangerschaft tun konnte, tat sie. Ich hätte es genauso getan.
Rückblickend war unsere kleine Familie in der Zeit sehr sensibel und angreifbar.
Abschließend können wir aber sagen, dass wir mehr als dankbar dafür sind, dass es Kinderwunschkliniken gibt!
Denn am 15.06.2017 erblickte unser zweiter Sohn gesund unter munter das Licht der Welt ❤️
Er wollte schnell zu uns und kam 4,5 Wochen vor dem ET. Ein kleines Frühchen also.
Aber alles war perfekt. Er brauchte keine Hilfe oder Unterstützung. Sein Gewicht war gut und die Geburt war, auch für mich, ein schönes und wundervolles Ereignis. Und nun sind wir seit diesem Tag zu viert und noch ein Stückchen glücklicher.
Vollzählig und angekommen.

Euer Paul

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1 comment

Thomas 7. Februar 2019 - 08:41
Sehr schön zu lesen. Mir ging es ganz genauso, ich war auch auf Dienstreise und habe früh Morgens von meiner Frau erfahren, dass sie auf der Arbeit wohl das Kind verloren hat. Sie ist dann alleine zur Frauenärztin gefahren und ich habe unter Tränen auf den nächsten Flug umgebucht und saß genau wie du tränenüberströmt in der Lounge. Das waren die längsten 2h Wartezeit die ich je hatte. Ich habe mich so hilflos gefühlt in der Zeit, gerade weil ich meine Frau in der Zeit nicht unterstützen konnte. Meiner Frau war es eine absolute Hilfe als sie unsere schon vorhandenen zwei Kinder aus der KiTa abholen konnte, es hat sie abgelenkt aber auch mental unterstützt, da die Beiden einfach zu klein sind um das zu verstehen und deshalb gut drauf waren wie immer. Und auch als ich endlich zuhause war, haben wir es ganz ähnlich gemacht. Am nächsten Morgen sind wir nur für uns Frühstücken gegangen, die beiden Kleinen in der Kita und ich habe mir auch für den Rest der Woche Urlaub genommen. Und das war genau die richtige Entscheidung. Durch nachfolgende Gespräche mit anderen jungen Vätern aus dem Bekannten- und Kollegenkreis habe ich dann erst so richtig realisiert, dass dieses Schicksal nicht so selten ist wie man vorher als noch unbetroffener glaubt. Mir wurde allerdings schon Verständnis entgegen gebracht, allerdings immer etwas gedämpft, da wir ja schon zwei gesunde Kinder hätten. Danke für deine Geschichte.
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